DREIFALTIGKEIT

 

„Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort“, haben wir gesungen. Sind das nur Worte? Kann ich sie nachvollziehen? Früher war „die Welt“ die Erde und der Himmel dort oben. Durch die Entdeckungen der Wissenschaft ist die Welt für uns eine andere geworden. Unsere Erde ist nur einer der Planeten, die sich um die Sonne drehen. Wir sind ein Teilchen vom Sonnensystem. Aber dieses Sonnensystem ist nur eines von Milliarden, die unsere Galaxie ausmachen und wo wir nur am Rande liegen. Aber unsere Galaxie ist nur eine von Milliarden im Weltall, das sich noch immer mehr ausbreitet und immer größer wird. All dies können wir auf Bildern und Filmen betrachten, die die moderne Technik möglich macht. Da kommt man nicht aus dem Staunen heraus. Man wird ergriffen und überwältigt von der Größe des Universums. Und Gott hat das alles erschaffen, nur durch sein Wort („Gott sprach und es geschah.“)? Wie groß muss Gott sein? So überwältigend, dass ich ins Schaudern komme. Fasziniert und gleichzeitig erschüttert, mit achtungsvoller Scheu vor seiner Erhabenheit erfüllt und überwältigt. Und ich komme mir klein vor, unendlich klein und unbedeutend.

 

Und dann werde ich mit einer Botschaft konfrontiert, die sagt, dass dieser große Gott sozusagen einen Schritt auf uns Menschen zu gemacht hat. Er hat sich für uns geöffnet, sich uns mitgeteilt, uns angesprochen in einem Menschen, Jesus von Nazareth. Der hatte so eine Verbindung, so eine unglaublich intensive Beziehung zu diesem großen Gott, dass er von sich sagte: „Ich und Gott-Vater sind eins.“ und „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ Es ist, wie wenn wir von einem Sohn sagen: „Er ist ganz der Vater.“ Jesus wird dann auch später „Sohn Gottes“ genannt, aber der Begriff „Sohn“ damals, in alten Zeiten, hatte doch eine andere Bedeutung als heute. Ein Sohn erbte nicht nur den Besitz seines Vaters, sondern auch seine ganze Autorität. Jesus sprach also mit göttlicher Autorität und was er über Gott sagte, war nicht weniger revolutionär: „Ihr dürft euch Gott gegenüber wie ein Kind fühlen, dass sich bei seinem Vater geborgen fühlt.“ Wir dürfen zu diesem großen Gott, der das unvorstellbar große Universum ins Leben gerufen hat - nur durch sein Wort! - zu diesem Gott dürfen wir „lieber Vater“ sagen. Dieser Gott nimmt Notiz von jedem einzelnen von uns. Er findet mich wichtig. Er will mein Wohl. Er liebt mich. Wenn das keine „Frohe Botschaft“ ist!

 

„Aber damit ist noch nicht alles gesagt“, sagt Jesus im heutigen Evangelium. Die "ganze Wahrheit" steht noch aus. Das Evangelium ist nicht abgeschlossen. Nach Jesus wirkt Gott weiter mit seiner Lebenskraft, mit seinem Geist, und zwar in uns, in unserem Inneren. Jesus hat dieses Wirken Gottes verglichen mit dem Wirken des Windes: Den Wind selbst sieht man nicht, aber man spürt seine Wirkung. Vielleicht können wir das, was Jesus meint, mit einem modernen Bild ausdrücken: Die Anziehungskraft eines Magnets sieht man auch nicht, aber sie ist wirksam, sie zieht an. Und je näher man dem Magnet kommt, um so größer ist seine Anziehungskraft. Je mehr ich mich auf Gott zu begebe, mich für ihn öffne, mich mit ihm beschäftige, um so größer wird seine Anziehungskraft, wird seine Lebenskraft in mich eindringen, mich erfassen. Ich fühle mich so von ihm angesprochen, dass er mich mehr loslässt.

 

So macht Gott sich - auf dreifaltige Weise - erkennbar, teilt er sich mit, wirkt er in unserer Welt und in unserem Leben. Diese drei "Erfahrungen" mit dem einen Gott durchziehen die ganze Bibel. Es sind auch heute unsere Möglichkeiten Gott zu erfahren, wobei Gott immer viel größer und jenseits jeder menschlichen Vorstellung ist und bleibt. So wie das Universum. „Du kannst dir kein Bild davon machen ... Das ist nicht zu fassen“, sagen wir. Es gibt Erfahrungen, die nicht in Worte zu fassen sind.

 

Deswegen kann ich nur zu Gott beten: „Gott, verleihe mir Vernunft,
dich zu erkennen; Gefühl, dich zu empfinden; Geist, dich zu verstehen. Gib mir Eifer, dich zu suchen; Weisheit, dich zu finden; Sehnsucht, dich zu lieben. Schenke mir ein Herz, das über dich nachsinnt, und Taten, die dich groß machen.“

 

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